Interview mit der Paartherapeutin Nadine Pfeiffer

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Ich möchte mich als Paartherapeutin und Institutsleitung kurz vorstellen, damit Sie einen Eindruck von mir und meiner Arbeit bekommen.

Ich stelle mich einmal kurz vor

Ich bin Diplom-Psychologin, Paartherapeutin und habe zusammen mit einigen Kollegen und Kolleginnen das Institut für integrative Paartherapie (IFIP) auf die Beine gestellt, das ich neben meiner Tätigkeit als Paartherapeutin in Köln nun leite.

Wie bin ich zum Beruf des Paartherapeuten gekommen?

Ich habe 2000 mein Psychologiestudium in Münster abgeschlossen und war dann zunächst in der Jugendhilfe als Bereichsleiterin tätig, habe dann aber noch einige Jahre in der Wirtschaft gearbeitet. Das hat mir auch sehr gefallen, aber mir hat die Arbeit mit Menschen sehr gefehlt und so habe ich mich parallel zum Job als Coach selbstständig gemacht. Damit hatte ich für mich erstmal ein perfektes Arbeitsumfeld geschaffen. Irgendwann habe ich mich getraut, meine Festanstellung zu kündigen und komplett auf eigenen Beinen zu stehen. Im Laufe der Zeit habe ich dann allerdings gemerkt, dass ich als Coach bei narzisstisch strukturierten Menschen wenig erfolgreich bin und einfach immer wieder an meine Grenzen stoße. Das hat mich sehr frustriert und so habe ich mich auf die Suche nach Möglichkeiten begeben, hier besser zu werden. So bin ich auf die Schematherapie gestoßen. Für mich war das ein absoluter Game Changer. Die Schematherapie wurde im Grunde für die Therapie von Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Meine Arbeitsweise als Coach hat sich durch diesen Einfluss sehr geändert und es gab auch immer mal wieder Anfragen von Klient:innen, ob die Frau / der Mann auch mal mitkommen kann oder auch mal alleine kommen darf, da die Systematik der Probleme im Job auch zu Hause in anderer Form wiederzufinden sind. Ich habe mich zu diesem Experiment hinreißen lassen und fand es so bereichernd, dass ich eine Paartherapie Webseite ins Netz gestellt habe. Dann ging es los! Ich habe dann extrem viel gelesen und viele Weiterbildungen gebucht und vor allem regelmäßig Supervision gebucht. Das war wahrscheinlich der wichtigste Teil, um mich auf die Tätigkeit als Paartherapeutin vorzubereiten. Ich habe also keine klassische Paartherapieausbildung gemacht, denn es gab damals keine paartherapeutische Ausbildung, die den Fokus auf die Verfahren der dritten Welle gelegt hat. 

Ich hatte schnell sehr viele Anfragen und wurde völlig überrannt, als die Seite erstmal im Netz war. Kurzerhand habe ich mir dann Unterstützung gesucht und mittlerweile sind wir in Köln ein größeres Team und ich habe auch eine Praxis in meiner alten Heimat Münster eröffnet. 

Welche Aspekte dieses Berufes macht mir besonders Spaß?

Paartherapie ist sehr abwechslungsreich und ich habe so gut wie immer das Gefühl, dass ich den Menschen helfen kann. Oft bekommt man auch Dankesmails, Postkarten oder SMS. Ich bin auch schon einmal auf eine Hochzeit eingeladen worden, von einem Paar, bei dem es am Anfang der Therapie sehr nach Trennung aussah. Zu sehen, wie sich die Zuneigung zwischen zwei Menschen wieder entwickelt, ist einfach sehr schön. 

Das Arbeits-Setting passt auch zu mir. Ich kann meine Arbeitszeiten sehr frei planen und bei Bedarf auch mal weniger Klienten annehmen. Darüber hinaus arbeite ich auch viel remote, also per Telefon und Video, was mir zumindest teilweise eine örtliche Unabhängigkeit ermöglicht.

Welche unangenehmen Seiten bringt der Beruf als Paartherapeutin mit sich?

Man bekommt sehr viele Schicksale mit und ich kann nicht allen helfen. Das frustriert – egal wie sehr man versucht Abstand wahren. Zum anderen darf man nicht unterschätzen, dass der Job auch einige Anforderungen an die eigene Person stellt. Ist man mal unausgeschlafen oder hat sich tierisch über seinen Partner aufgeregt, ist es nicht immer leicht andere Menschen emotional zu versorgen. Der Job ist einfach schwer. Man muss immer 100% präsent sein und sich selbst komplett im Blick haben. Im Grunde aber hat dieser Job Herausforderungen wie jeder andere Job auch, der mit hoher Verantwortung einher geht. So richtig unangenehm habe ich während meiner Arbeit als Paartherapeutin bisher nichts empfunden. 

Was ich angehenden Paartherapeuten raten würde

Bereitet euch auf diesen Job gut vor und unterschätzt die Tätigkeit nicht. Nur weil man keine formale Ausbildung für diesen Job braucht, heißt das nicht, dass er einfach ist. Wir haben unsere Ausbildung so gebaut, dass man eine sehr gute Basis für diesen Job mitbekommt. Irgendwann muss man aber auch ins kalte Wasser springen und es einfach machen. Natürlich macht man Fehler, immer wieder. Aber jeder Fehler hilft einem besser zu werden und das ein Leben lang.

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