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Sie fragen sich, ob Sie als psychologischer Psychotherapeut oder doch lieber als Paartherapeut arbeiten möchten? Dann haben wir hier alle wichtigen Informationen für Sie gesammelt, um sich über die Vor- und Nachteile dieser beiden Berufe zu informieren.
Bereits bei der Ausbildung gibt es wichtige Unterschiede zu beachten. Die Voraussetzung für eine Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeut ist ein Diplom oder Master in Psychologie. Schon während des Studiums müssen bestimmte Inhalte, insbesondere der Klinischen Psychologie, vertieft behandelt werden. Die Ausbildung zum psychologischen Psychotherapeut schlägt mit hohen Kosten (zwischen 20.000 und 65.000 €) und einer längeren Ausbildungsdauer (3-5 Jahre) zu Buche. Hinzu kommen dann nochmal die Kosten für einen Kassensitz, welche je nach Bundesland unterschiedlich hoch ausfallen können. Eine umfassendere Ausbildung bedeutet aber natürlich auch, dass man sehr viel Wissen und praktische Erfahrung auf dem Weg erlangt.
Im Unterschied zu Psychotherapeuten gibt es für Paartherapeuten keine einheitlichen Vorgaben bezüglich ihrer Ausbildung. Verschiedene Bildungseinrichtungen bieten Programme zur Aus- oder Weiterbildung zum Paartherapeuten an, wobei die Inhalte, Dauer und Teilnahmevoraussetzungen der Ausbildungen mitunter sehr stark variieren. So setzen im Vergleich zur Psychotherapeutenausbildung viele Anbieter keine psychologischen Grundkenntnisse voraus. Die Kosten für eine paartherapeutische Ausbildung betragen im Schnitt 2000 bis 4.500 €. Egal, für welche PaartherapieausbildungSie sich entscheiden, achten Sie auf qualifizierte Dozenten und darauf, dass Therapieverfahren und Methoden vermittelt werden, die sich als wirksam für die Paartherapie erwiesen haben.
Da Paartherapie im Gegensatz zur Psychotherapie nicht darauf abzielt, psychische Krankheiten zu behandeln, werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen. Denn gemäß § 1 des Psychotherapeutengesetzes fallen Aktivitäten, die lediglich der Bewältigung von sozialen Konflikten oder sonstigen Zwecken außerhalb der Heilkunde dienen, nicht unter den Begriff der Psychotherapie.
Paartherapeuten müssen im Gegensatz zu Psychotherapeuten andere Wege finden, um ihre Dienstleistung bekannt zu machen und Klienten anzusprechen: Hierfür muss man sich als Paartherapeut darum kümmern, dass die eigene Website für die Zielgruppe ansprechend gestaltet und mit den richtigen Informationen gefüllt ist. Auch sind Kenntnisse in SEO (also der Suchmaschinenoptimierung, um die Sichtbarkeit der Website zu erhöhen), SEA (der Suchmaschinenwerbung) und im Bereich Social Media (wie Instagram oder Facebook) von großem Vorteil. Es gibt kaum Psychotherapeuten, die sich um so etwas kümmern müssen.
Die Hauptaufgabe eines Psychotherapeuten besteht in der Diagnose und Behandlung psychischer Krankheiten. In Einzel- oder Gruppentherapien hilft er seinen Klienten dabei, ihre psychischen Probleme und akute Krisensituationen zu bewältigen. Zusätzlich zur therapeutischen Arbeit umfasst die Tätigkeit als Psychotherapeut oft auch viele administrative Tätigkeiten, wenn Kassenleistungen angeboten werden. Die Arbeitsumgebung eines Psychotherapeuten ist dabei vielfältig: Er kann in einer psychiatrischen Klinik, anderen Einrichtungen oder in einer eigenen psychotherapeutischen Praxis tätig sein.
Paartherapeuten arbeiten in der Regel entweder in eigenen Praxen oder in Gemeinschaftspraxen, selten auch in Einrichtungen. Ihr Fokus liegt auf der Arbeit mit Paaren, bei der es vor allem darum geht, Beziehungsprobleme, wie z.B. eskalierende Streits, zu lösen oder Paare bei einer Trennung zu unterstützen. Ein weiterer häufiger Grund für eine paartherapeutische Beratung sind Einzelberatungen, bei denen entweder ein Partner allein teilnimmt oder eine Person, die derzeit keine Beziehung führt, Unterstützung bei Beziehungsthemen sucht. Neben der klassischen therapeutischen Arbeit bieten einige Paartherapeuten auch Online Paartherapie sowie Workshops oder Seminare zu verschiedenen Beziehungsthemen in Gruppen an.
Psychotherapeuten stehen unter strenger Aufsicht verschiedener Gesetze und Institutionen, darunter die Psychotherapeutenkammern der Bundesländer. Die Hauptaufgabe der Kammern besteht darin, die Qualität der psychotherapeutischen Arbeit zu überwachen und weiterzuentwickeln. Psychotherapeuten sind in der Regel verpflichtet, Mitglieder ihrer Landespsychotherapeutenkammer zu sein. Die Kammern bieten ihren Mitgliedern u.a. Unterstützung und Beratung zu verschiedenen Fragen rund um die Berufsausübung, Ausbildung, Approbation und Weiterbildung an. Zusätzlich können sich Psychotherapeuten in ein Register eintragen lassen, das es potenziellen Klienten erleichtert, einen Therapeuten zu finden. Richtlinien zur Qualitätssicherung und Berufsethik legen beispielsweise fest, unter welchen Bedingungen Psychotherapie online angeboten werden darf und dass sämtliche Sitzungen dokumentiert werden müssen. Auch die Krankenkassen haben strenge Regularien für die Psychotherapie: Therapeuten mit Kassensitz müssen beispielsweise Anträge auf Psychotherapie ihrer Patienten stellen und eine psychotherapeutische Sprechstunde anbieten. Im Gegensatz dazu arbeiten Paartherapeuten in der freien Wirtschaft und unterliegen daher keinen speziellen Regulierungen. Diese Freiheit in der Arbeitsweise bedeutet jedoch auch eine größere Unsicherheit und einen höheren Wettbewerbsdruck.
Ein weiterer zentraler Unterschied zwischen Psychotherapie und Paartherapie betrifft das Klientel. Während Psychotherapeuten in der Regel mit einem breit gefächerten Klientel arbeiten, das eine Vielzahl von psychischen Problemen und Hintergründen aufweist, trifft man im Setting der Paartherapie innerhalb einer Selbstzahlerpraxis häufig auf Akademiker und hochfunktionale Klienten. In der Psychotherapie geht es, insbesondere zu Beginn der Therapie, verstärkt um die Stabilisierung des Patienten, während konkrete Veränderungsprozesse häufig erst später im Verlauf einsetzen. In der Paartherapie hingegen werden oft schon in den ersten Sitzungen erste Veränderungsprozesse angestoßen.
Bezüglich der Kompetenzen lässt sich festhalten, dass für Psychotherapie und Paartherapie größtenteils die gleichen Fähigkeiten erforderlich sind. Dazu gehören unter anderem ein starkes Einfühlungsvermögen, ausgeprägte Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeiten sowie analytische Fähigkeiten zur Diagnose und Verständnis von Problemen und Dynamiken. Zusätzlich sind hohe ethische Standards und Professionalität in beiden Berufen unerlässlich.
Neben der eigentlichen Tätigkeit spielen bei der Wahl zwischen der Arbeit als Psychotherapeut und Paartherapeut auch finanzielle und zeitliche Kapazitäten eine wichtige Rolle. So hat nicht jeder die Möglichkeit oder das Interesse, nach einem fünfjährigen Studium weitere drei Jahre in eine Aus- oder Weiterbildung zum psychologischen Psychotherapeuten zu investieren. Paartherapeutische Ausbildungen sind in aller Regel kürzer und kostengünstiger, wobei sich die Qualität der Lehrinhalte stark unterscheidet. Obwohl beide Berufe viele Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es auch einige Unterschiede. Wir hoffen, dass dieser Artikel Ihnen bei der Entscheidung für Ihren Berufsweg geholfen hat.
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