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Liebe Julie, du bist Psychologin und hast bei uns am Institut die Ausbildung abgeschlossen. Jetzt arbeitest du zusammen mit einer Kollegin, die auch bei uns am Institut die Ausbildung beendet hat, als Kooperationspartnerin der Frankfurter Partnerpraxis.
Ich glaube, die Entscheidung, Paartherapeutin zu werden, hatte weniger mit einer einzigen „Erleuchtung“ zu tun als mit einer Mischung aus Neugier, Faszination einer gewissen Bewunderung für das, was Menschen in Beziehungen miteinander aushalten und gleichzeitig erschaffen können. Beziehungen sind für mich der Ort, an dem wir unser größtes Glück, aber auch unsere tiefsten Verletzungen erleben. Und ich wollte verstehen: Was macht den Unterschied? Warum bleiben manche Paare verbunden und andere nicht?
Außerdem bin ich der Überzeugung, dass wir alle Beziehung „lernen“ können – nur leider wird uns das ja oft nicht beigebracht. Da kommt für mich die Paartherapie ins Spiel. Ich finde es ist einfach unglaublich schön, Paare dabei zu begleiten, sich selbst und den anderen besser zu verstehen.
Für mich war es entscheidend, dass die Ausbildung praxisnah und fundiert ist. Ich wollte nicht nur Theorien auswendig lernen, sondern wirklich „Handwerkszeug“ für die Arbeit mit Paaren mitnehmen. Außerdem war mir wichtig, dass das Menschenbild des Instituts mit meinem eigenen übereinstimmt – dass Beziehungen nicht in „richtig“ oder „falsch“ eingeteilt werden, sondern dass es darum geht, individuelle Lösungen zu finden.
Als ich dann die humorvolle Atmosphäre bei euch erlebt habe, diese fachliche Tiefe und die pragmatische Herangehensweise, ohne dabei die Einzigartigkeit der Paare aus den Augen zu verlieren, war mir klar: Hier bin ich richtig.
Ich liebe es, wenn Paare diesen Aha-Moment haben. Wenn plötzlich klar wird: „Ach SO meint er/sie das!“ – und sich eine Tür öffnet, die vorher verschlossen schien. Oder wenn Paare sich nach langer Zeit wieder mit einem weichen Lächeln ansehen – da geht mir wirklich das Herz auf!
Und herausfordernd… Manchmal ist es schwer auszuhalten, wie tief Verletzungen sitzen. Und es gibt Momente, in denen ich merke, dass ein Paar eigentlich schon längst innerlich getrennt ist – das dann gemeinsam auszusprechen, kann schmerzhaft sein.
Aber ich sehe meine Aufgabe nicht darin, Beziehungen „um jeden Preis“ zu retten, sondern ehrliche Gespräche zu ermöglichen.
Ich habe jetzt schon ein paar Mal mitbekommen, dass ausgebildete Paartherapeuten auf diesen magischen Moment warten – den Moment, in dem sie sich endlich 100 % bereit fühlen, ihre erste Sitzung zu führen. Spoiler: Der kommt nicht. Egal, wie oft du deine Konzepte durchgehst, egal, wie perfekt du deine erste Sitzung planst – es sind Menschen, keine Maschinen, und es wird so oft anders laufen, als du denkst.
Das Problem ist: Wenn du dich zu sehr an dein „Skript“ klammerst, kannst du den Moment verpassen, in dem die eigentliche Veränderung passiert. Also ich würde sagen: bereite dich vor, ja – aber dann lass das Skript los und sei wirklich da. Die Paare vertrauen dir, und das ist eine riesige Wertschätzung. Ich bin jedes Mal dankbar, das erleben zu dürfen.